Die Gartensparte "Pfarrberg" besteht nun seit 71 Jahren
Im Vorfrühling 1944, genau am 20. Februar, also reichlich 1 Jahr vor Ende des schrecklichen zweiten Weltkrieges , legten einige begeisterte Gartenfreunde den„Grundstein" für die Kleingartenanlage Pfarrberg.
Der Name deutet darauf hin, daß das Landstück der Kirche gehört.Bis zur Gründung der Gartenanlage wurde es kleinbäuerlich genutzt.Etwa dort, wo jetzt die Pfarrbergbaude steht, befand sich eine Scheune. Letzte Pächter am Osthang waren Herr Frenzel und Herr Schiller , beide hatten in Nossen eine Kohlehandlung und bearbeiteten als Nebenerwerb eine kleine landwirtschaftliche Fläche.
Anfangs wurde nur der westliche Teil, etwa links von der Rosenstraße, für Kleingärten erschlossen. Schwer war der Anfang, doch keine Mühe wurde gescheut , um sich eine zusätzliche Ernährungsquelle zu schaffen. Gemüse, Kartoffeln, Obst, aber auch Futter für die Kleintiere waren damals der Hauptzweck des „Gärtnerns".Schwere körperliche Arbeit mußte geleistet werden, um das Land einzuteilen, Wege anzulegen, Steine zu lesen, den Boden zu verbessern und sich auf „seinem" Stückchen Erde einzurichten. Wasser gab es auf dem Berg noch nicht.
Frau Weigold - von Anfang an dabei und viele Jahre im Vorstand aktiv - erinnert sich:
Das gesamte Gießwasser mußten wir aus der Pitzsche den Hang heraufschleppen, ein schmaler Trampelpfad führte über die Bahnschienen." Auch um Baumaterial für Zäune, kleine Lauben oder Schuppen usw. war es zu dieser Zeit schlecht bestellt. Man mußte sich mit dem begnügen, was jeder gerade ergattern konnte. Statt Zäune wurden Hecken angepflanzt - hier hatte die Holzknappheit einmal eine positive Wirkung.
1949 kam das Stadtland am Osthang, das zumindest teilweise. eine Geröllhalde war, dazu. Gartenfreund Hegewald, der dort im Oktober 1949 ein Stück Land urbar machte und bis heute diesen Garten bewirtschaftet, weiß noch genau, wie er unzählige Handwagenladungen Erde her anschaffen mußte, ehe er so richtig be ginnen konnte. Noch jetzt sind die Gärten oben auf der Kuppe „steinreich". An der Nordostecke des Pfarrberges am Wald rand befand sich zu Kriegsende eine Flakstellung. Sie wurde zu friedlichen Zwecken umfunktioniert und dient seit dem als Fundament einer stabilen Gar tenlaube.
Dank der fleißigen Arbeit der Gartenfreunde, die sich nicht nur auf den eigenen Garten beschränkte, verbesserten sich die Bedingungen für alle spürbar.
Bald begann der gemeinsame Bau einer Wasserleitung , die an das Stadtnetz an geschlossen wurde . Unzählige Stunden schwerer Handarbeit waren wiederum zu leisten, bis in allen Gärten das Wasser in die Bassins floß.
Trotz vieler Arbeit - oder gerade des halb? - kam das kulturelle Leben in der Anlage nicht zu kurz. 1957 wurde das erste Kinderfest gestartet. Kinder- und Gartenfeste fanden seitdem bis etwa 1975 regelmäßig statt. Einmal drehte sich auf dem kleinen Festplatz sogar ein Riesenrad!
Die Gartenfreunde vom Pfarrberg betätigten sich auch selbst musikalisch. Jahre lang bestand eine eigene Kapelle aus etwa einem Dutzend Frauen und Männern,
Chronik Kurzfassung
Kleingartenverein "Sparte Pfarrberg"
- 1944:erste Kleingärten entstehen links der heutigen Rosenstraße, bis dahin wurde das der Kirche gehörende Land kleinbäuerlich genutzt, Gießwasser musste aus der Pitzsche herangeschleppt werden
- 1949:Stadtland am steinigen Osthang wurde urbar gemacht, der Bau einer Wasserleitung (Handarbeit) und der Anschluss (Sommerleitung) an das Ortsnetz folgten
- 1957:erstes Garten- und Kinderfest in der Anlage, bis 1975 dann regelmäßig, eigene Pfarrbergskapelle, Feiern in der aus einer kleinen Scheune entstandenen Pfarrbergbaude, die laufend erweitert und modernisiert wurde
- 1989: jeder Garten erhält Elektroanschluss
- 1990: Eintrag des Vereins im Vereinsregister
- 1994: Anerkennung der kleingärtnerischen Gemeinnützigkeit
- 2015: erstmals wieder Kinder- und Gartenfest
Rund 175 Kleingärten zwischen 200 und 400 m² auf 3,8 ha Kirchen- und 2,2 ha Stadtland gehören zur Anlage, zur Baude gehört ein Biergarten, der Gastraum (etwa 60 Plätze) ist bestens ausgestattet,die Anlage steht auch der Öffentlichkeit als "Naherholungsgebiet" zur Verfügung.
Danke an Herrn Klaus Bartusch für die Bereitstellung von Bildern und Text aus dem Heimatmuseum Nossen.